Sind Irrtümer Rechtfertigungsgründe?

Der erste Fall im Bereich der Irrtümer über Rechtfertigungsgründe sind die Erlaubnisirrtümer. Diese werden auch als Wertungsirrtümer bezeichnet, da der Täter den Sachverhalt richtig erfasst hat, allerdings diesen Sachverhalt falsch bewertet.

Was gibt es für Rechtfertigungsgründe?

Im Rahmen des BGB sind folgende Rechtfertigungsgründe relevant: Der Defensivnotstand (§ 228), der Aggressivnotstand (§ 904), das allgemeine Selbsthilferecht (§ 229) und das Selbsthilferecht des Besitzers (§ 859). Diese Rechtfertigungsgründe sind nicht abschließend.

Welche Irrtümer gibt es Strafrecht?

Übersicht: Irrtümer im Strafrecht
  • Tatbestandsirrtum (§ 16 Abs. 1 StGB) a. Error in persona (vel obiecto) b. Aberratio ictus.
  • Umgekehrter Tatbestandsirrtum (untauglicher Versuch)
  • Irrtum über privilegierende Tatbestandsmerkmale (§ 16 Abs. 2 StGB)

Ist ein Irrtum strafbar?

Ein Irrtum gemäß § 35 Absatz 2 StGB führt zum Ausschluss der Schuld, wenn er für den Täter unvermeidbar ist. Der Maßstab der Unvermeidbarkeit entspricht dem des § 17 StGB. Auch dieser Irrtum ist daher für die Strafbarkeit des Täters unbeachtlich, wenn dieser ihn vermeiden kann.

Welche Rechtfertigungsgründe gibt es für rechtswidriges Verhalten?

  • Rechtfertigungsgründe aus dem StGB: - Notwehr (§ 32 StGB) ...
  • Rechtfertigungsgründe außerhalb des StGB: ...
  • Gewohnheitsrechtliche Rechtfertigungsgründe: ...
  • Notwehr (§ 32 StGB) ...
  • Rechtfertigender Notstand (§ 34 StGB) ...
  • Vorläufige Festnahme (§ 127 I 1 StP0)
  • Rechtfertigende erklärte Einwilligung. ...
  • Rechtfertigende mutmaßliche Einwilligung.

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Ist Hausrecht ein gesetzlicher Rechtfertigungsgrund?

Bürgerliches Recht › Prüfungsfrage: “Welche Rechtfertigungsgründe finden sich nicht im BGB?” Die vorgegebene Antwort ist eindeutig falsch! Die einzig richtige Antwort wäre “Hausrecht”, der rechtfertigende Notstand findet sich als defensiver Notstand §228 und als aggressiver Notstand §904!

Wann liegt Rechtswidrigkeit vor?

Definition: Rechtswidrigkeit liegt vor, wenn die Tat im Widerspruch zur Rechtsordnung steht. In der Regel wird die Rechtswidrigkeit durch die Erfüllung des Tatbestandes indiziert und nur Ausnahmsweise kann ein Verhalten gerechtfertigt werden und ist somit nicht strafbar.

Welche Irrtümer sind anfechtbar?

Die Anfechtung einer Willenserklärung (bzw. eines Vertrages) ist wegen Irrtums, arglistiger Täuschung oder Drohung möglich. Relevante Anfechtungstatbestände sind insbesondere Erklärungsirrtum, Inhaltsirrtum, Motivirrtum, Arglistanfechtung und die Drohung (§§ 119, 123 BGB).

Wo werden die Irrtümer geprüft Strafrecht?

Der Verbotsirrtum wird im Rahmen der Schuld geprüft. Hier kommt es ausschließlich darauf an, ob dieser Irrtum für A vermeidbar war oder nicht. Im Falle der Vermeidbarkeit, wovon vorliegend ausgegangen werden muss, da A Rechtsrat hätte einholen können, kommt eine Bestrafung gem. § 267 in Betracht.

Wann ist Irrtum unvermeidbar?

Der Irrtum ist unvermeidbar, wenn der Täter unter Anspannung all seines Wissens und Gewissens, zweifelsfrei zu der Einsicht kommt kein Unrecht zu tun.

Welche Irrtümer gibt es?

Das Gesetz unterscheidet zwei Arten von (relevanten) Irrtum: den Erklärungsirrtum und den Motivirrtum. Während beim Erklärungsirrtum der Wille des Erklärenden noch frei gebildet wurde, so stimmt seine Erklärung nicht mit seinem Willen überein. Er hat etwas anderes erklärt, als er eigentlich wollte.

Wann entfällt die Rechtswidrigkeit?

Liegt somit (regelmäßig) eine indizierte Rechtswidrigkeit bei einer Verletzung eines nach § 823 Abs. 1 BGB geschützten Rechtsgutes vor, so entfällt die Rechtswidrigkeit nur dann, wenn sich der Schädiger auf einen der anerkannten Rechtfertigungsgründe berufen kann.

Welcher Irrtum wird in 119 Abs 1 Alt 1 BGB geregelt?

(1) Wer bei der Abgabe einer Willenserklärung über deren Inhalt im Irrtum war oder eine Erklärung dieses Inhalts überhaupt nicht abgeben wollte, kann die Erklärung anfechten, wenn anzunehmen ist, dass er sie bei Kenntnis der Sachlage und bei verständiger Würdigung des Falles nicht abgegeben haben würde.

Ist das Hausrecht ein Jedermannsrecht?

Mit Ausnahme des Hausrechts stehen einem privaten Sicherheitsdienst keine weiteren Sonderrechte zu. Dies hat die Konsequenz, dass der Handlungsrahmen einer Sicherheitskraft durch die Jedermannsrechte definiert und zugleich beschränkt wird. Die Jedermannsrechte gehen einerseits aus dem Zivilen Recht (Notwehr gem.

Sind Rechtfertigungsgründe Jedermannsrechte?

Rechtfertigungsgründe sind Bestandteil der Jedermannsrechte und dafür geeignet, dass ein Tun oder Unterlassen straf- und zivilrechtlich nicht geahndet wird. Es entfällt in diesem Fall die Rechtswidrigkeit bzw. Widerrechtlichkeit.

Welche Straftatbestände sind Eigentumsdelikte?

Zu den Eigentumsdelikten zählen die Sachbeschädigung (§§ 303ff. StGB), der Diebstahl (§§ 242ff. StGB), die Unterschlagung (§ 246 StGB), der Raub (§§ 249ff. StGB) und der räuberische Diebstahl (§ 252 StGB).

Ist das Verschweigen einer Straftat strafbar?

Wann ist eine „Nichtanzeige geplanter Straftaten“ strafbar? Grundsätzlich besteht keine Pflicht, eine geplante Straftat zur Anzeige zu bringen. Eine (strafbare) Ausnahme besteht, wenn der Betroffene von der geplanten Ausführung bestimmter, besonders schwerer Straftaten „glaubhaft erfährt“, und diese nicht anzeigt.

Wie prüft man den Vorsatz?

Ein Täter muss erst etwas wissen, bevor er einen entsprechenden Willen entwickeln kann. Der Vorsatz muss als Spiegelbild zum objektiven Tatbestand sämtliche Tatbestandsmerkmale umfassen, die Sie im objektiven Tatbestand geprüft haben.

Wann liegt ein Verbotsirrtum vor?

Ein Verbotsirrtum liegt vor, wenn dem Täter das Unrechtsbewusstsein fehlt, d.h. wenn er davon ausgeht, durch sein Verhalten kein Unrecht zu verwirklichen. Die Einsicht, Unrecht zu verwirklichen, liegt schon dann vor, wenn dem Täter auch nur diffus bewusst ist, dass er Unrecht begeht.

Welche Irrtümer sind in 119 BGB geregelt?

  • § 119 I 1. Fall BGB (Inhaltsirrtum) Ein Inhaltsirrtum liegt dann vor, wenn der Erklärende sich über die inhaltliche Bedeutung des von ihm Erklärten irrt. ...
  • § 119 I 2. Fall (Erklärungsirrtum) Die Erklärungsirrtum liegt vor, wenn das gewählte Erklärungszeichen bereits nicht zum Gewollten passt.

Wann nichtig und wann anfechtbar?

Nichtigkeit: Ein Rechtsgeschäft ist nichtig, wenn es so gravierende Fehler hat, dass es von alleine unwirksam ist. Beispiel: Eine Kündigung muss schriftlich erfolgen. Tut sie das nicht, ist sie nichtig. Anfechtbarkeit: Ein Rechtsgeschäft ist anfechtbar, wenn es nachträglich nichtig gemacht werden kann.

Was ist kein Anfechtungsgrund?

Die Anfechtung ist ausgeschlossen, wenn der Anfechtende das Rechtsgeschäft im Nachhinein bestätigt gemäß § 144 I BGB oder wenn der Anfechtungsgegner sich bereit erklärt, die Willenserklärung mit dem gewollten Inhalt gelten zu lassen gemäß § 242 BGB.

Was indiziert die Rechtswidrigkeit?

Wenn die Rechtswidrigkeit durch die Tatbestandsmäßigkeit indiziert ist, gilt: Eine Handlung ist immer dann rechtswidrig, wenn sie gegen die Rechtsordnung verstößt (sogenannter „Unrechtstatbestand“), ohne dass sie durch Rechtfertigungsgründe gerechtfertigt ist.

Was prüft man unter Rechtswidrigkeit?

Die Rechtswidrigkeit

Die Prüfung der Rechtswidrigkeit bestimmt, ob ein Verhalten, das den objektiven und subjektiven Tatbestand erfüllt, Unrecht im Sinne des Strafrechts ist.

Wo prüfe ich Rechtfertigungsgründe?

Bei der Prüfung der Rechtfertigungsgründe kann dem empfohlenen Schema gefolgt werden 10:
  • Einwilligung oder mutmaßliche Einwilligung.
  • Notwehr, § 32 StGB , § 227 BGB.
  • Selbsthilfe § 229 BGB: des Vermieters § 562b I BGB, des Besitzers § 859 BGB, des Rechtsbesitzers § 1029 BGB.